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Glocknerkönig und Dreiländergiro

Der Juni stand 2011 im Zeichen der Alpen bei vier Radsportlern des TV Kärlich. Heidi und Klaus sowie Melanie und Thilo hatten sich bereits 2010 vorgenommen, den Dreiländergiro, der oft als kleiner Bruder des Ötztaler Radmarathons bezeichnet wird, zu absolvieren. Nach Trainingstouren von Trier nach Koblenz und den Radmarathons in Griesheim und dem Nachbarverein Ochtendung, wurde Anfang Juni eine Trainingswoche in Bruck eingelegt. "Krönender" Abschluss des Trainingsurlaubs war die Teilnahme beim Bergzeitfahren um den Glocknerkönig. Hier mussten in 27 km 1.694 Höhenmeter mit einer stetigen Steigung von 12% bewältigt werden, bis alle vier Kärlicher zur Glocknerkönigin bzw. zum Glocknerkönig gekrönt wurden. Nach anstrengenden Kehren in eisigem Wind und einem Zieleinlauf im Schnee bei Temperaturen kaum über dem Gefrierpunkt, hatte sich jeder Finisher diesen Titel wahrlich verdient.

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Gruppenfoto

Kaum 2 Wochen zu Hause ging es für die Vier zum zweiten Mal nach Österreich: dieses Mal nach Nauders am Rechenpass. Nach drei ruhigen Tagen zum Eingewöhnen an die Höhe, war endlich der Tag des Dreiländergiros gekommen. Rund 3.500 Starter warteten bei leichtem Regen auf den erlösenden Böllerschuss, der alle auf die Strecke Richtung Reschenpass entließ. Es folgte die rasende Abfahrt auf inzwischen getrockneter Straße ins warme Vinschgau (Italien) hinunter, wo sich die Strecke und somit die vier Kärlicher trennten. Heidi, Melanie und Klaus bogen dort ins Müstairtail ab, das ständig ansteigend die Anfahrt zum Ofenpass vorbereitet und damit die B-Strecke darstellt. Thilo fuhr den Schildern der A-Strecke folgend weiter ins Vinschgau hinein, um vor dem Ofenpass noch das Stilfser Joch (2.797 üNN) zu bezwingen. Das Wetter meinte es gut, denn bei angenehmen 20 Grad an der Passhöhe zum Passo Stelvio und nach 48 Kehren wurde Thilo eine imposante Aussicht mit tollem Fernblick auf den Ortler und die umliegenden Berge geboten.

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Hinunter auf der Naturstraße des Umbrailpass (Schweiz) kommt Thilo zur Kontrollstelle Santa Maria, die zuvor von den anderen Kärlichern bereits passiert wurde. Ab hier beginnt für alle die Qual zum Ofenpass, der zwar nur 2.149 üNN liegt, jedoch seinem Namen alle Ehre macht, denn die angenehmen Temperaturen sind inzwischen der Mittagshitze gewichen und verlangt allen Teilnehmern alles ab. Belohnt wurden man dafür aber mit einer fast gerade ins Tal führenden Abfahrt, in der Spitzengeschwindigkeiten jenseits der 80 km/h gefahren wurden. Jetzt folgte der von einigen am meisten gefürchtete Teil der Strecke durch das Engadin entlang des Inn. Frühere Teilnehmer hatten die Kärlicher Radsportler vor ständigem Gegenwind gewarnt, der auf diesen nahezu flachen 50 km die letzten Körner aus den Beinen zieht. Dies wussten anscheinend auch alle anderen Teilnehmer, denn man formierte sich schnell zu größeren Gruppen, die sich im Wind abwechselten, um mit einer Geschwindigkeit von über 40km/h diesen Abschnitt schnell hinter sich zu bringen. Das wäre ein schönes Finish gewesen, wenn nicht nach der letzten Verpflegung 8 km vor dem Ziel (!) noch die kleine fiese Norbertshöhe den Fahrern in den Weg gestellt worden wäre. Obwohl nur 6 km lang und 1.475 m hoch, machten sich die 11 Kehren bei allen Radlern mächtig unbeliebt. So war das rettende Schild „Norbertshöhe“ wohl auch der Grund für das eine oder andere Tränchen, das verdrückt wurde, denn ab hier geht es nur noch 2 km bergab, bis ins Ziel. Geschafft! Mit vielen jubelnden Zuschauern wurden alle Finisher im Zielbereich von Nauders freundlich in Empfang genommen.

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Am Ende lagen hinter Heidi, Klaus und Melanie 134 km mit 3 Pässen und 2.020 Hm und hinter Thilo 168 km mit 4 Pässen und 3.550 Hm. Neben dem Finisher-Trikot war das kühle Weizenbier (diesmal mit Alkohol) wohl die größte Belohnung für die vier Kärlicher. Am Abend noch waren sich alle einig, dass diese Strapaze wohl nicht noch einmal durchgemacht werden müsste. Aber mit dem nötigen Abstand werden bei einzelnen schon die Start- und Trainingspläne für die Teilnahme 2012 geschmiedet. Letztenendes war es ein tolles Erlebnis mit der Erkenntnis: Man muss nicht immer Erster sein, um sich als Sieger zu fühlen!