Ob die Gründer des Turn-Vereins im Jahre 1908 daran geglaubt hatten, dass ihr neuer Verein einmal den 100. Geburtstag feiern würde. Sicherlich nicht, zumal zwei verheerende Kriege dem Verein in den Folgejahren schwer zu schaffen machten.

Wie es der Name schon sagt, stand zu Beginn ausschließlich das Geräteturnen auf dem Programm.

Der Koblenzer Handwerksmeister Julius Keller war der 1. Turnwart und er wollte sein Können, welches er schon seit einigen Jahren in einem Koblenzer Verein praktiziert hatte, den Turnern des neu gegründeten Vereins weitergeben. Nachdem er sein Amt einige Jahre als Turnwart ausgeübt hatte konnte er die Führung der Turnriege an einen Kärlicher Bürger, unserm Gründungsmitglied Anton Uerz, übertragen.

Der 1. Weltkrieg unterbrach die turnerische Tätigkeit, ehe sie dann im Jahre 1919 wieder aufgenommen werden konnte. Im Jahre 1920 konnte sogar das 1. Gauturnfest Mittelrhein im Garten der Fa. Mannheim in der Burgstraße veranstaltet werden. Die Herren Kaspar und Willi Haupt führten dann die Turner-Riege bis weit in die 30er Jahre hinein. Ihnen gelang es, dem Verein mit seinen turnerischen Leistungen weit über die Ortsgrenzen in der gesamten heimatlichen Region einen hervorragenden Ruf zu sichern.

Infolge der Entwicklung hatte sich mittlerweile auch das Ballspielen etabliert, und so wurde im Jahre 1923, vor fast 85 Jahren, eine Handballabteilung gegründet. Der 1. Leiter dieser Abteilung war Andreas Jansen. Ausgeübt wurde das Handballspielen zu diesem Zeitpunkt von zwei Senioren- und einer Jugendmannschaft. Da es noch keinen eigenen Sportplatz gab, spielte man auf dem Mülheimer Sportgelände im Judengässchen, auf dem heutigen Terrain der Haupt- und Realschule.

Man machte sich bald Gedanken, wie diesem Zustand abzuhelfen sei. Und siehe da, für die heutige Zeit fast unglaublich, man entwickelte einen ganz neuen, epochalen Gedanken. Die Mitglieder beschlossen, aus eigener Kraft und mit geringen finanziellen Mitteln, einen Sportplatz zu errichten, nachdem die Zivilgemeinde von Kärlich in großzügiger Weise ein Stück des nahegelegenen Dalfters dafür zur Verfügung gestellt hatte. Wegen der schlechten finanziellen Lage konnte die Gemeinde keine weiteren Hilfen gewähren. Man sah sich daher gezwungen, die Rodungsarbeiten unentgeltlich im Dalfter in eigener Regie durchzuführen. Da keine geldlichen Rücklagen vorhanden waren, war es ganz natürlich, dass man zur Vollendung des Sportplatzes einen Kredit bei der damaligen Spar- und Darlehnskasse (heutige Volksbank) aufnehmen musste. Man fand auch hierfür Bürgen. Es waren die gleichen Männer, die bei der Erstellung des Sportplatzes tätig waren.

Welche enorme Entwicklung der Handballsport bis zum heutigen Zeitpunkt genommen hat, wird vielen Menschen in unserer Region bekannt sein.

Die errungenen Titel der Senioren- wie Jugendmannschaften hier aufzuzählen wäre müßig. Der TV Kärlich zählte in den 50er und 60er Jahren zu den erfolgreichsten Vereinen des Handballverbandes Rheinland. Den größten Erfolg errang man im Jahre 1974. Die B-Jugend Handballer des Turn-Vereins wurden in Fürth Deutscher Meister.

Rechtzeitig zum Jubiläum im nächsten Jahr, erscheint ein Buch, das sich ausführlich mit dieser erfolgreichen Vereinsgeschichte befassen wird. Gerd Gödderz, ein ehemaliger sehr erfolgreicher Handballer des TV Kärlich, hat in mühevoller Arbeit dieses Werk zusammengetragen.

Über den Handballsport im Verein sollte man aber nicht die anderen Sportarten vergessen, welche auch schon seit langer Zeit betrieben werden. So gründete man im Jahre 1947 die Tischtennisabteilung, die auch auf eine erfolgreiche Zeit zurückblicken kann. Schon im Jahre 1948 holten sich die Tischtennisspieler die Landeskreismeisterschaft. Im Jahre 1953 schaffte man den Aufstieg in die Oberliga.

Nicht weniger erfolgreich die Leichtathletik-Abteilung des Turn-Vereins. Viele Talente entwuchsen dieser Abteilung. Unzählige Meistertitel errangen diese Sportler und um die optimalen Trainings- und Wettkampfvoraussetzungen zu bekommen, entschloss man sich im Jahre 1993 der LG Rhein-Wied beizutreten. Da aber mittlerweile auch im Bereich der Haupt- und Realschule die Trainingsbedingungen stark verbessert wurden, kam es zu Beginn dieses Jahres zu der Gründung der LG Mülheim-Kärlich. In dieser Gemeinschaft betreiben nun die Leichtathleten der Muttervereine TV Mülheim und TV Kärlich ihren Sport.

Im Jubiläumsjahr des Turn-Vereins feierte die Radsportabteilung den 25sten Jahrestag ihrer Gründung. Diese Sportler haben zwar keine besonderen Radsportgrößen aus ihren Reihen herausgebracht, jedoch machte diese Gruppe durch mehr oder weniger spektakuläre Veranstaltungen auf sich aufmerksam. So zum Beispiel eine Radfernfahrt Paris – Kärlich über 548 km innerhalb von knapp 21 Stunden, oder eine 24 Stunden Radsportveranstaltung, gespickt mit allem, was der Radsport zu bieten hat. Auch stand schon eine Alpenüberquerung vom Genfer See nach Nizza auf dem Programm, allerdings auch eine Mammutveranstaltung mit Konzert, Flohmarkt, Volksradfahren und einer Typisierungs-Aktion, dies dann allerdings für einen an Leukämie erkrankten Vereinskameraden. Und all diese Einnahmen (ca. 50.000 €) kamen caritativen Einrichtungen zu Gute.

Daneben haben auch Badmintonspieler/innen, Fußballer und Freizeitsportler ihre Heimat im Turn-Verein. Man trifft sich zum regelmäßigen Training in der Kurfürsten- oder Philipp-Heift-Halle.

Im Jahr 1968 wurde auch die Damen-Gymnastikgruppe gegründet und die Sportlerinnen in dieser Abteilung treffen sich nun seit fast 40 Jahren immer montags zu ihrer Trainingsstunde.

Aus dieser Gruppe heraus entstanden dann im Laufe der Jahre auch noch Mutter-Kind-Turnen, die Jazzgymnastikgruppe, sowie die Kinderturnabteilung.

Ebenfalls zum Turn-Verband-Mittelrhein gehören die Korbballerinnen. Die Mädchen und Frauen in dieser Sportgruppe konnten schon mehrere Meistertitel erringen und qualifizierten sich sogar schon für die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft.

Seit dem Jahre 1989 wird auch beim TV Kärlich Fußball gespielt. Nach der Auflösung des FC Kärlich schlossen sich damals die Fußballer dem Turn-Verein an und spielten damals mit 2 Herrenmannschaften in den Kreisligen um Meisterschaftspunkte. Drei Jahre später kam es dann zu einer Spielgemeinschaft mit dem SSV Mülheim-Kärlich, mittlerweile SG Mülheim-Kärlich 2000.

Die Mitgliederzahl der großen Turn-Vereinsfamilie beläuft sich mittlerweile auf knapp 1000 und somit ist der TV Kärlich nach dem TV Mülheim der zweitgrößte Verein im Bereich der Stadt Mülheim-Kärlich.